Der TK-Verwaltungsrat im Interview
Die alternierenden Vorsitzenden des TK-Verwaltungsrats, Dieter F. Märtens und Dominik Kruchen, berichten, warum die Politik die soziale Selbstverwaltung als Partner begreifen muss.
Die alternierenden Vorsitzenden des TK-Verwaltungsrats, Dieter F. Märtens und Dominik Kruchen, berichten, warum die Politik die soziale Selbstverwaltung als Partner begreifen muss.
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30 Frauen und Männer engagieren sich ehrenamtlich im Verwaltungsrat der TK. Dieter F. Märtens und Dominik Kruchen sind die alternierenden Vorsitzenden dieses Gremiums. Sie berichten, was Augenhöhe in Bezug auf ihre Arbeit bedeutet und wo sie diese noch vermissen.
Herr Märtens, Herr Kruchen, der Verwaltungsrat hat die Aufgabe, sich für die Belange der Versicherten und der Arbeitgeber einzusetzen. Wie gestaltet sich das in der praktischen Zusammenarbeit?
Dieter F. Märtens Innerhalb des Verwaltungsrats gilt es stets, die Positionen der Vertreterinnen und Vertreter der Arbeitgeber und der Versicherten auszutauschen und zu guten Entscheidungen zu kommen. So entstehen nachhaltige und praktikable Lösungen, die von beiden Seiten mitgetragen werden. Diese Diskussionen nehme ich als sehr wertschätzend wahr.
Auch in der Zusammenarbeit mit den Mitarbeitenden der TK sind wir gut eingespielt. Beispielsweise gibt es einen engen Austausch in unseren Ausschüssen, wo die inhaltliche Vorarbeit für unsere Entscheidungen geleistet wird, etwa im Sozialpolitischen Ausschuss für neue Satzungsleistungen. Dafür brauchen wir umfassende Informationen: Welche Möglichkeiten und Anbieter gibt es? Worauf legen die Versicherten wert? Was kostet das? Hier stehen wir in engem Austausch mit den Mitarbeitenden.
Dominik Kruchen Wir haben Wahltarife eingeführt und mit Satzungsleistungen das Angebot der TK erweitert. In unseren Widerspruchsausschüssen setzen sich Ehrenamtliche außerdem mit Entscheidungen auseinander, mit denen Versicherte nicht einverstanden sind. Wir beschäftigen uns aber auch mit grundsätzlichen Fragen, zum Beispiel, wie das E-Rezept praxistauglich gestaltet werden kann, und setzen uns bei der Politik für eine nutzerfreundliche Umsetzung ein.
Und wie kann man sich den Austausch zwischen den Versicherten und ihren Interessenvertreterinnen und -vertretern vorstellen?
Kruchen Im Verwaltungsrat kommen Menschen aus allen Berufen oder Altersgruppen zusammen und tauschen sich aus. Sie sind oder waren als Angestellte, Führungskräfte oder Selbstständige tätig. Zum einen bringen sie diese Erfahrungen in den Verwaltungsrat ein, zum anderen sehen wir uns aber auch als Vertretung der Versicherten und Arbeitgeber. Wer den Austausch sucht, findet die Mitglieder des Verwaltungsrats auch auf der Website der TK mit Fotos und Kontaktdaten.
Märtens Das Prinzip der sozialen Selbstverwaltung beruht jedoch auch auf einer gewissen Gegenseitigkeit. Um die Versicherten in ihrem Sinne vertreten zu können, brauchen wir ihre Beteiligung an der alle sechs Jahre stattfindenden Sozialwahl.
Einerseits erhalten wir so ein Stimmungsbild, ob die Versicherten mit unserer Arbeit zufrieden sind und wer ihre Belange vertreten soll. Andererseits legitimiert die Stimmabgabe nicht nur die gewählten Verwaltungsratsmitglieder, sondern die gesamte soziale Selbstverwaltung als Bestandteil unseres demokratischen Gemeinwesens. Da würden wir uns über mehr öffentliches Interesse freuen – zur Sozialwahl, aber natürlich auch darüber hinaus.
Eine dritte Ebene ist sicherlich die Politik – hier sieht die Zusammenarbeit etwas anders aus …
Märtens In der Tat kann man nicht gerade davon sprechen, dass wir mit der Politik „auf Augenhöhe“ unterwegs sind. Seit Jahren versucht die Regierung immer wieder, den Handlungsspielraum der Selbstverwaltung einzuschränken.
Der Blick zu einigen unserer europäischen Nachbarn zeigt jedoch, wie anfällig staatliche Gesundheitssysteme sind, wenn das zentrale Thema Gesundheit mit anderen Bereichen um staatliche Budgets konkurriert. Es ist also im Sinne der Versicherten und keineswegs Selbstzweck, wenn wir fordern, dass die Entscheidungsfreiheit der Selbstverwaltung nicht weiter eingeschränkt, sondern gestärkt wird.
Kruchen Auf unser Gesundheitssystem kommen viele Herausforderungen zu, etwa durch die demografische Entwicklung. Das kann keine Institution im Alleingang schultern – gefragt sind Kooperation und Kompetenzen, die im System verankert und zum Interessensausgleich fähig sind.
Deshalb muss die Politik die soziale Selbstverwaltung wieder als Partner begreifen statt als Konkurrenz. Das heißt auch, dass wir Selbstverwalterinnen und Selbstverwalter weiterhin aktiv für unsere Rechte und Kompetenzen eintreten müssen.
„Die Politik muss die soziale Selbstverwaltung wieder als Partner begreifen statt als Konkurrenz.“
Der Verwaltungsrat fungiert als höchstes Entscheidungsgremium der TK und setzt sich paritätisch aus Vertreterinnen und Vertretern von Versicherten und Arbeitgebern zusammen.
Versichertenvertreterinnen und -vertreter
Dieter F. Märtens (TKG)
Alternierender Vorsitzender
Quentin Carl Adrian (TKG)
Detlef Decho (IG Metall)
Jasna Durdevic (TKG)
Udo Frackmann (TKG)
Friedrich Gosewinkel (TKG)
Claudia Goymann (TKG)
Uwe Klemens (ver.di)
Heike Lange (TKG)
Petra Rahmann (ver.di)
Norbert Schneider (BfA DRV-Gemeinschaft)
Katrin Schöb (TKG)
Annette Stensitzky (TKG)
Dieter Weißflog (BfA DRV-Gemeinschaft)
Gerard Wolny (TKG)
Arbeitgebervertreterinnen und -vertreter
Dominik Kruchen
Alternierender Vorsitzender
Thomas Breitenbach
Uwe Bußmeier
Joachim Feldmann
Helmut Fitzke
Ingrid-Beate Hampe
Kim Nicolaj Japing
Mirko Knappe
Dr. Volker Müller
Udo Nicolay
Lene Schindeler
Dr. Anne Thomas
Doris Unger
Bernd Wegner
Walter Winkler